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Raumgreifend Resonanz entfalten.

Von Resonanzräumen, ihrer Bedeutung und der Tugend zuzulassen.

Resonanz entfaltet sich. Das Entfalten wird hier zu einem reflexiven Verb: Ich kann die Resonanz nicht entfalten, das muss sie schon selbst tun. Wenn ich sie also nicht entfalten kann, nicht lenken, forcieren, nicht vorantreiben kann, was tue ich denn dann mit ihr? Wie gestalte ich dann? Mich, die Gesellschaft, unsere Unternehmen, uns? Wie finde ich mein Kernanliegen: das, was ich wirklich, wirklich will?

Mit der Entfaltung ist es so ein Ding: ist sie doch (leider) so viel komplexer als das Wachstum. Sie will nicht erzogen werden, nicht eingeschränkt oder unter Druck gesetzt sein. Sie will frei wirken und sie scheint nicht so einfach darstellbar zu sein. Und gerade deswegen ist sie die Form des Wachstums, das wir in einer komplexen Welt, unserer komplexen Welt, brauchen.

Die Entfaltung der Persönlichkeit geht darüber hinaus, was in einen tabellarischen Lebenslauf passen kann. Die Entfaltung unserer Potentiale und Kernanliegen ist mehr als die „hard skills“, die wir versuchen, uns anzueignen. Entfaltung will so vieles mehr, bietet so vieles mehr – und braucht deshalb auch so vieles mehr. Wir können uns nicht hinsetzen und uns ganz fest vornehmen, uns heute zu entfalten – das wäre auch zu einfach. Das wäre Wachstum im Sinne von gestern.

Wir gehen heute also auf die Suche. Und damit öffnen wir einen Raum. Denn alles, was wir tun können, um die Resonanz aufblühen zu lassen, ist, ihr einen Raum zu bieten. Einen Raum in uns, in unseren Gedanken, unseren Worten, Gesprächen, Handlungen, Haltungen.

Resonanzentfaltung ist nicht linear, sie sucht sich ihren Weg. Sie mäandriert. Selbst wenn dort manchmal kein Raum vorzuherrschen scheint. Entfaltung lenke ich nicht, ich lasse sie zu. In wohlwollender Gelassenheit. Dann sprechen wir die Worte aus, beginnen die Gespräche, die uns weiterbringen – und Weite bringen. Manchmal bewegt sich diese Kraft auch dorthin, wo gerade keine Öffnung besteht. Davor schreckt die Entfaltung jedoch nicht zurück, sondern besinnt sich auf das ganz tiefe Empfinden, welches sie antreibt: das persönliche Kernanliegen.

Auch das Gesellschaftsgestaltertum trifft nicht immer auf bereits gestaltete Resonanzräume und Möglichkeiten. Es erschafft diese Räume. Gesellschaftsgestaltertum bedeutet, nicht bloß die Entdeckung des eigenen Kernanliegens und die Definition persönlicher Ziele, Richtungen, Visionen. Es bedeutet, loszulaufen, Ziele zu suchen, sich auf Reisen zu begeben, dynamisch das zu kreieren, was das Persönliche in der Gesellschaft finden will. Gesellschaftsgestaltertum leitet uns an nach rechts und links, oben und unten zu schauen. Es bedeutet nicht, eine für sich stehende Einstellung zu finden. Denn Gestalten bedeutet Austausch, Bewegung, Kommunikation, Interaktion – Resonanz. Dieses Gut darf nicht nur gedacht werden, es soll bewirken, bewegen, erlebt, gesehen, gehört und gesagt werden.

Ein solcher Prozess will und darf nicht nur in den Köpfen passieren, sondern auch in den Herzen und Händen – aktiv, kreativ. Und trotzdem muss sie dort beginnen – in den Köpfen. Dort muss der erste Raum geöffnet werden. Unsere Kraft ergibt sich aus dem, was wir zuerst denken und fühlen und dann in der gemeinschaftlichen Welt erschaffen. Es beginnt bei der Frage: „Was will ich wirklich, wirklich?“. Von dort aus sucht sich die Entfaltung ihren Weg.

Auf die Frage „Wie entfalten wir Resonanz?“ antworten wir also mit der Gegenfrage „Wo entfaltet sie sich?“. Die Antwort: Bei Dir. Bei mir. Und dann: zwischen uns. Entscheidend ist nicht, welche Räume wir vorfinden, sondern welche wir erschaffen: Und dabei denken wir Räume im weitestmöglichen Sinne – geistig, physisch, individuell und kollektiv. Wir müssen keine Häuser bauen, um Räume zu kreieren. Es reicht, wenn wir in uns gehen und die Ziele und Richtungen und Grenzen unseres eigenen Wirkens erkunden. Oder wenn wir uns versammeln und genau diese Richtungen austauschen. Überall dort entstehen Räume. Räume, in denen sich Resonanz und Gestaltungsfreude und Gesellschafts­vorstellungen entfalten dürfen. In diesen Räumen müssen wir denken, fühlen und schaffen, um eine Gesellschaft zu erdenken, erfühlen und zu erschaffen, in der wir unternehmerisch sein wollen, in der wir miteinander leben und wirken wollen.

Kreatives Unternehmertum geht genau diese Wege: Es beginnt beim Individuum und versucht, die Öffnung dieser persönlichen Resonanzräume in die Welt zu tragen. Durch Impulse, Gespräche, Veran­staltungen, Begegnungen. Die Momente, die es dadurch erschafft, sollen wirken – mitwirken, nachwirken. Vom Individuellen ins Gemeinschaftliche. So tragen sie zur Entfaltung unserer Selbst, unserer Unternehmen und unserer Gesellschaft als Ganzes bei.

Vivian Dünwald
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Vivian Dünwald

KU Magazin & Kommunikation

Getrieben von einer tiefen Neugierde, Beziehungen und Zusammen­hänge zu erkunden studiert Vivian an der Zeppelin Universität Soziologie, Politik und Wirtschaft. Als Nordlicht am Bodensee zieht sie besonders viel Kraft aus Begegnungen mit Menschen und Natur in diesem besonderen Umfeld. Ein verstärktes inhalt­liches Anliegen ist für sie die Beschäftigung mit gesellschafts­politischen Fragen sowie Chancen­gleichheit jeglicher Form. Der Diskurs und die Auseinander­setzung, die Reibung und der Austausch stellen für sie den Weg dar, um gemein­schaftlich Gesell­schaft zu gestalten.

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